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Admiral Music Lounge

Seit Ende 2010, beschallt die Admiral-Music-Lounge in Gießen ihre Besucher, wobei ihre Selbstdarstellung etwas überzogen wirkt. Man wirbt mit Sätzen wie „Die Admiral Music Lounge ist nur schwer mit anderen Clubs in Mittelhessen zu vergleichen“. In Bezug auf die Selbstübereinschätzung mag das sogar stimmen! Wobei man dem Betreiber durchaus zugutehalten muss, dass er das Beste aus dem machte, was man aus dem traditionellen Standort (früheres Big Appel) machen konnte!

Ein Erfahrungsbericht, auf Grundlage zweier Besuche. Einem aktuellen, der meinerseits bereits an der Türe, nach Betrachtung der nur wenig einladend auftretenden Türsteher endete und einen früheren privaten Besuch, der bereits einige Jahre zurück liegt.

Trotz aller Mühen, Glanz und Glitter handelt es sich am Ende aber dennoch nur um Provinzgastronomie mit dem Potenzial der Persiflage einer Club-Kultur. Und das nicht nur wegen des Publikums, sondern weil alles bis zur Parodie überzogen wirkt! Was bereits am Eingang beginnt! Möglicherweise tut dies bei dem Publikum not, ich aber lasse mich ungern auf Waffen abklopfen und von Menschen selektieren, deren Befähigung zur Beurteilung (hinsichtlich sozialer und sonstiger Intelligenz) mir höchst zweifelhaft erscheint. Ein Anzug und Freundlichkeit alleine reichen nicht aus, um mich anfassen zu dürfen. Der Stil ist Lichtjahre selbst von drittklassigen Münchner Clubs wie der dortigen Kultfabrik oder des Optimolwerks entfernt! Jeder „In“-Club beginnt mit dem Personal an seiner Türe. Die Fähigkeit, in vollständigen und halbwegs korrekten Sätzen sprechen zu können, gehören dazu.

Türsteher mit Studium, wie es in der Münchner Szene üblich ist, wie etwa die Türsteher-Legende Damir Fister, ein ausgebildeter Pädagoge und Kommunikationswissenschaftler mit Lehramtsstudium, der in 30 Jahren – bis auf eine Ausnahme in Form eines freundschaftlichen Kräftemmessens mit Campino (Tote Hosen) – nie in eine körperliche Auseinandersetzung verwickelt war – davon ist man in der Admiral-Music-Lounge weit, ganz weit entfernt. Man wird im „Admiral“ auch keinen für Szeneclubs üblichen gesellschaftlichen Querschnitt des Publikums finden. Das gibt allein die Stadt schon nicht her. Und das ohnehin geringe Potenzial, das Gießen an anspruchsvollem Publikum aufzubieten hat, dürfte von den als Security fungierenden „Gästeschrecks“ eher verprellt werden. Aber selbst mit gebildeten Türstehern, einer Trennung von Security und Einlasskontrolle, hätte man bei einem Musiktempel dieser Größe selbst in einer Großstadt seine liebe Not! Es fehlt schlicht an passendem Publikum, um auch nur annähernd an das heranzukommen, was man nach außen hin postuliert! Ein Spannungsbogen vom Wochenmarkt-Gabelstaplerfahrer über den Bankdirektor bis hin zum Rockstar, der zudem freiwillig und als zahlender Gast erscheint – das wäre der Maßstab für einen Club, der seinem selbst verliehenden „In“-Präfix gerecht wird. Ein Übermaß and „Bling-bling“ und eine teure Musikanlage reichen da nicht aus! Die meisten Top-Clubs sind zudem deutlich kleiner und in einer solchen Größe selbst in Großstädten nur schwer umzusetzen!

Das alles wäre nicht so tragisch, wäre da nicht der Maßstab, den der Besitzer der Admiral-Music-Lounge selbst für seinen Laden über seine Webseite reklamiert, jedoch aufgrund von Gästepotenzial und Standortlage nie wird erreichen können! Alles in allem erinnert der Club in seiner Außenwirkung an einen zum Scheitern verurteilten Versuch, das Franchise-Konzept der Pasha-Clubs zu imitieren. Nur dass der Besitzer hier im Gegensatz zu den materiell meist billigst aufgezogenen Pasha-Clubs für die Ausstattung des „Admiral“ tatsächlich Geld in die Hand genommen hat. Das ist in jedem Fall zu wertschätzen, ändert aber nichts daran, dass ihm letztendlich nur eine Persiflage der erwünschten Schickera gelungen ist. Was dagegen nicht erreicht wurde, ist ein Ort, an dem Gäste sich wirklich wohl und frei fühlen können: Drinks genießen, ausgelassen tanzen, abfeiern, einen Flirt erleben, Bekanntschaften machen oder einen kleinen Einblick in prominente Gesellschaftsschichten erhaschen. Von all dem ist die Admiral-Music-Lounge noch weit entfernt!

Was die technische Ausstattung und räumliche Gestaltung betrifft, kann das „Admiral“ jedoch punkten: Das Lokal bietet eine sehr moderne Licht-und Tontechnik, eine separate Smoking-Area sowie eine V.I.P.-Lounge (mit Mindestbestellmenge) und gehört ohne Zweifel, mit zu den bestbesuchten Tanz-Lokalitäten der Stadt. Aber Masse ist eben selten Klasse.

Die Lokalität selbst erscheint aus architektonischer Sicht jedoch funktional misslungen. Was sicherlich nicht am fehlenden Geld gelegen hat! Der Stil ist ein Konglomerat aus den 70er, 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ich weiß nicht warum, aber bei den Lampen fällt mir sofort die Zeit des französischen Gewaltverbrechers Jacques Mesrine ein, der bis 1979 sein Unwesen trieb. Was ein roter Faden hätte sein können, der sich selbstironisch auf die lokale Geschichte und Entstehung des „Admiral“ als früherer Treffpunkt der Gießener Möchtegern-Nachwuchsgangster bezieht, verliert sich in unzähligen Stilbrüchen.

Man sagt zwar, dass Gutes, gleich welchen Stils, immer zueinander passt, aber dem „Admiral“ gebührt die zweifelhafte Ehre, diesen Grundsatz außer Kraft gesetzt zu haben: Ich sehe im Einzelnen nichts Billiges, und doch ist es gelungen, dass wirklich nichts zueinander zu passen scheint, sodass es im Gesamteindruck wieder billig wirkt. Auch eine Leistung!

Viel Bling-bling, nur leider ohne erkennbare stilistische Substanz! Dass hier wie behauptet ein Architekt für verantwortlich zeichnen soll, darf man darum kritisch hinterfragen! So sind besonders die Sitzreihen in der V.I.P.-Lounge (siehe Webseite des Betreibers), so angeordnet, dass man ständig Menschen hinter sich wuseln hat! Für jeden Architekten von Gastronomie- und Veranstaltungsräumen sollte das ein absolutes No-Go sein! Leider wird der Name des Architekten nicht genannt. Kulturell interessierte Menschen würden sicherlich gerne erfahren, wer das verbrochen hat!

Auch zur Barkarte ließe sich einiges sagen. Muss man aber nicht. Der Cuba Libre mit Bacardi gemischt – wer so etwas trinkt, der frisst auch kleine Kinder! Und dass man Rohrzucker für den Mochito – oder war es ein Caipi? – benutzt, den meine Freundin bei meinem einzigen Privatbesuch des Lokals vor einigen Jahren kurz nach Eröffnung trank – ich wage es zu bezweifeln. Sie zumindest weigerte sich, diesen zu trinken. Das ganze Getränk, war einfach nur bittersüß. Wir hielten uns dort damals auch nicht lange auf und gingen recht schnell.

Erfahrungsbericht 24.03.2018:

Bereits auf der Einfahrt zum gut gefüllten Parkplatz, direkt vor dem Eingangsbereich, war die Masse des Prekariats nicht zu übersehen. Außerhalb des eigentlichen Geländes, standen drei Jugendliche bzw. junge Erwachsene mit südländischem Aussehen, die dort relativ offensichtlich Drogen verkauften. Auf Nachfrage, bot man mir Kokain an. Für unseren Gießener Drogenreport, kaufte ich 1/2 Gramm (real 0,3 Gramm) für 40,- €, das sich, wie es zu erwarten war, in der Analyse als Cath herausstellte.

Auf dem Parkplatz selbst, fielen sofort die Nummernschilder auf, die bis in den Lahn-Dillkreis und Friedberg reichten. Offensichtlich ist dieser Club auch über die Grenzen Gießens bekannt und nach meinem Eindruck auch gut bis sehr gut frequentiert! Den Autos nach zu urteilen, sollte das Publikum deutlich durchwachsener sein als das teils offensichtliche Prekariat, das auf dem Parkplatz und im näheren Umfeld zu sehen ist. Beim näheren Blick auf die Autos stellt man dann auch den hohen Anteil an Protzschüsseln auf dem Parkplatz fest. Autos, die vorwiegend von Menschen gefahren werden, für die das Auto ein Statussymbol ist.

Nach der Parkplatzsuche, die nicht ganz einfach war, aber auch keine unüberwindbare Herausforderung, bewegte ich mich in Richtung der Einlasskontrolle. Wo mein Besuch für diesen Abend dann auch endete. Ich stellte mich etwas seitlich, um das Spiel zu beobachten, das im Vergleich zu meinem letzten Besuch vor vielen Jahren neu war. Jeder Besucher wurde abgetastet und auch die Frauen und Mädchen mussten ihre mitgeführten Handtaschen und Clutches öffnen. Dann fragte ich den ersten Türsteher, dessen Aufgabe es wohl war, die Menschen vor der eigentlichen Kontrolle zu separieren, ob da jeder abgetastet wird? Über die Frage offensichtlich kurz verdutzt, antwortete der Mann mit starker zeitlicher Verzögerung mit einem knappen „Ja“, worauf ich ging. Für Gießener Verhältnisse nicht wirklich üblich, konnte der Mann immerhin auf die gestellte Frage eine, wenn auch kurze, doch sachliche und informativ ausreichende und sogar komplett aggressionslose Antwort geben. Dass ich mich nicht abklopfen lassen möchte, das kann nicht das Problem der Türsteher sein.

Dennoch kann ich einiges, auch aus diesem verhinderten Besuch, zu der Lokalität sagen. Der Altersquerschnitt liegt deutlich unterhalb der 30 und näher der 18 ½. Das Sozialniveau der Gäste ist eher niedrig angesiedelt, was möglicherweise das Abklopfen wiederum rechtfertigt. Etwas anderes, als einen Bacardi Cola zu servieren, wenn jemand eine Cuba Libre bestellt, wäre wohl Perlen vor die Säue! Als deutlich positiv zu bewerten ist, dass zumindest der erste Türsteher, der für die Separierung vor der eigentlichen Kontrolle verantwortlich war, tatsächlich sprechen und auf meine Frage antworten konnte und dass er außer seinem massigen, etwas ungepflegten Aussehen, nichts Agressives an sich hatte. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit und Minimalvoraussetzung für den Job, doch in Gießen bereits ein deutlicher Pluspunkt! Auch ist mir keine offensichtliche Bewaffnung des Personals aufgefallen. Auch das wäre ein Pluspunkt, wären da nicht die weit geschnittenen Jacken gewesen, unter denen man natürlich auch keine getragenen Schlagwerkzeuge so ohne weiteres erkennen kann. Das für Gießen nicht ganz untypische und besonders feige und hinterhältige Tragen von Sandhandschuhen, ist mir zumindest nicht aufgefallen.

Autor: Michael Babilinski

Ort

Adresse:
Oberlachweg 11-13, Gießen, 35394, Germany

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